Erster Funke by Petra Ivanov

Erster Funke by Petra Ivanov

Autor:Petra Ivanov [Ivanov, Petra]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Bruno Cavalli, Datendiebstahl, Floyd Bennett Field, Geldwäsche, Irische Mafia, Kriminalroman, New York, Regina Flint, Schweiz, Schweizer Banken, Spannung, Steuerflucht, USA, Washington, Zürich
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


2

Cavalli ließ die Schultern kreisen. Der Geruch von geschmolzener Butter und gebratenem Speck stieg ihm in die Nase. Sein Magen knurrte. Er hatte vor dem Frühstück über zehn Kilometer zurückgelegt. Eigentlich hatte er nur eine kurze Strecke entlang des Potomac laufen wollen, doch als er zum Friedhof Arlington kam, drehte er noch eine zusätzliche Runde. Die endlosen Grabreihen weckten Erinnerungen an Geschichtsbücher und Szenen aus Kriegsfilmen. Die Wege waren menschenleer gewesen, nur ein Gärtner hatte ihn barsch auf das Laufverbot hingewiesen.

Cavalli sah auf die Uhr. Zehn nach acht. Es passte nicht zu Regina, sich zu verspäten. Obwohl er sie erst wenige Tage kannte, wusste er, dass ihr Pünktlichkeit wichtig war. Sie wollte sich auf andere verlassen können, im Gegenzug hielt sie Abmachungen ein und zeigte sich hilfsbereit und offen. Charakterzüge, die Cavalli fremd waren.

Es gab nur wenig Menschen, die sein Herz berührten. Deshalb brachten ihn die Gefühle, die er für Regina empfand, durcheinander. Normalerweise hätte er sich damit begnügt, sie zu verführen. Jetzt aber ertappte er sich dabei, wie er sich die Zukunft mit ihr ausmalte. Eine Zukunft, die es nie geben würde. Er hatte einmal den Fehler begangen, eine feste Beziehung einzugehen, und hatte nicht vor, ihn zu wiederholen. Aus Wünschen wurden Erwartungen, aus spontanen Liebesbezeugungen Pflichten. Darauf konnte er verzichten.

Ein Kellner trat an seinen Tisch und wies Cavalli auf das Buffet hin. Cavalli bedankte sich. Unter anderen Umständen hätte er kein Fünfsternehotel ausgesucht. Luxus bedeutete ihm nichts. Er schlief lieber unter den Sternen, wo er dem Scharren der Mäuse, dem Ruf eines Käuzchens, dem Schrei eines jungen Fuchses lauschen konnte. Doch Regina brauchte einen Kokon, der ihr Sicherheit vermittelte. Die weichen Teppiche und die Doppelverriegelung an der Tür würden sie die Erlebnisse in New York nicht vergessen lassen, doch der Luxus könnte den Schock vielleicht ein wenig abfedern. Obwohl sie sich Mühe gab, ihre Verletzlichkeit zu verbergen, waren Cavalli ihre fahrigen Bewegungen und der gehetzte Blick nicht entgangen.

Er überlegte, ob er sie anrufen sollte, da betrat sie den Frühstücksraum. Sie wirkte erschöpft. Ihre schmalen Schultern waren gekrümmt, ihre blauen Augen trüb. Schuldgefühle beschlichen ihn. Hätte er sie in New York nicht um Hilfe gebeten, wäre sie niemals in Lebensgefahr geraten.

Er stand auf, um sie zu begrüßen. »Konntest du dich ein wenig erholen?«

»Mehr oder weniger«, wich sie aus. »Wie geht es deinem Arm?«

Cavalli betastete die Schnittverletzung, die Dempsey ihm zugefügt hatte. »Gut.«

»Der Nase?«

»Ebenfalls.« Es war nicht das erste Mal, dass sie ihm jemand gebrochen hatte.

Regina setzte sich. Ihr Blick glitt durch den Raum. Sie begann, eine Papierserviette zu falten, wieder und wieder, bis diese in eine Zündholzschachtel gepasst hätte.

Der Kellner trat mit einer Kanne Kaffee an den Tisch. »Ma’am?«

Es dauerte einen Moment, bis Regina nickte. Als sie die Tasse hob, zitterte ihre Hand so stark, dass der Kaffee über den Rand schwappte.

»Es ist der Schock«, sagte Cavalli sanft. »Es wird eine Weile dauern, doch es wird vorbeigehen.«

Regina stellte die Tasse hin. »Du scheinst bestens zurechtzukommen.«

»Ich habe gelernt, mit bedrohlichen Situationen umzugehen. Außerdem reagiert jeder anders auf Gefahr.« Er betrachtete sie.



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